Sonntag, 24. Mai 2015

Meister Zacharius von Jules Verne - Vorstellung und Kritik

Meister Zacharius ist eine Kurzgeschichte von Jules Verne, die ich nicht gelesen, sondern mir angehört habe. Auf YouTube findet man die verschiedenen Kapitel als Hörbuch, unten habe ich die Playliste auch noch einmal eingebunden, falls ihr selbst die Geschichte anhören wollt.


In der Geschichte geht es um den Titelgebenden Uhrmacher Meister Zacharius. Er ist aber kein gewöhnlicher Uhrmacher, sondern ein Meister seines Fachs. Er lebt am Rande des Genfer Sees, zusammen mit seiner schönen Tochter Gérande, der alten Haushälterin Scholastique und seinem Gesellen Aubert. Seine Arbeit läuft gut, in aller Herren Ländern sind die Werke von Meister Zacharius heiß begehrt und bekannt für ihre herausragende Qualität und Präzision. Dies erfüllt den Meister mit Solz und auch Überheblichkeit. Umso härter trifft es ihn, als nach und nach alle seine Werke ihm zurückgebracht werden, da die Uhren einfach aufgehört haben zu funktionieren. Einhergehend mit dem Defekt seiner Uhren, leidet auch Zacharius plötzlich an einer geheimnisvollen Krankheit, als hätte die Funktionsfähigkeit der Uhren etwas mit seiner Gesundheit zu tun. Meister Zacharius dem Tode nah, will seine Tochter gut versorgt wissen und gibt seinem Segen zur Verlobung von Gérande und seinem Gesellen Aubert, die schon längere Zeit voneinander sehr angetan sind. Doch Zacharius kommt nicht zu ruhe. Plötzlich taucht in der Stadt ein kleines seltsames Männchen auf, das laut verkündet, Aubert wird nicht Gérande heiraten. Stattdessen soll Gérande ihn heiraten, im Gegenzug verrät er Zacharius, warum alle Uhren defekt sind und wie er dadurch sein eigenes Leben retten kann. Da sein Schicksal von dem Schicksal der Uhren abhängt. Meister Zacharius steht vor einer schwierigen Entscheidung und macht sich deshalb auf dem Weg zur einzig noch nicht zurückgegebenen Uhr, um so das Schicksal von Gérande und sein eigenes zu Retten.

Die Geschichte befasst sich mit dem alten Konflikt der Wissenschaft mit dem Glauben. Zacharius steht dabei als Mann der Technik für die Wissenschaft, die sich über den Glauben erhebt. Er selbst sieht seine Werke als lebende Geschöpfe und macht sich damit gottgleich zu einem Schöpfer. Gleichzeitig kommt seine Welt aber völlig ins wanken, als seine Schöpfungen nicht mehr seinem Willen gehorchen und am Ende kommt es gar zu einem Handel mit dem Teufel persönlich.

Das interessante an der Geschichte ist, dass sie an ihrer Aktualität und Brisanz eigentlich kaum an Bedeutung verloren hat. Gerade in der schwindenden Zustimmung zur Kirch und dem Glauben im Allgemeinen muss man sich schon fragen, ob die Lösung wirklich lediglich die Wissenschaft ist und falls ja, wie weit diese dann gehen darf. Bei solchen Fragen denke ich immer an die Präimplantationsdiagnostik, bei der sich der Mensch ebenfalls auf eine Stufe mit Gott stellt und selbst über Leben und nicht leben entscheidet.

Auch wenn ich mit Vernes harter Kritik an der Technik nicht ganz konform gehe, bringt einem die Geschichte schon zum Nachdenken. Deshalb kann ich sie euch nur empfehlen.

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